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Reiselust trotz Krisen: Wie Deutsche zwischen Freiheit und Verantwortung navigieren
Havas Prosumer Trendreport

Düsseldorf, 31. Oktober 2024 – Die Tourismusbranche steht unter Druck: Globale Krisen, Klimaauswirkungen und steigende Preise beeinflussen das Reiseverhalten weltweit. Doch wie gehen deutsche Konsument:innen damit um? Der aktuelle Havas Prosumer Trendreport „Travel & Tourism: Can We Still Roam a World on the Verge of Collapse?“ gibt Einblicke in die Haltung der deutschen Verbraucher:innen und ihre sich wandelnden Prioritäten. Trotz wachsender Umweltbedenken und finanzieller Belastungen bleibt der Wunsch, die Welt zu entdecken – doch mit einem neuen Anspruch an individuelle und nachhaltige Erlebnisse.

Die deutsche Autonomie: der Wunsch nach Kontrolle und Erlebnisorientierung

Deutsche Reisende bevorzugen selbstorganisierte und maßgeschneiderte Reisen, bei denen sie die volle Kontrolle über ihre Erlebnisse behalten. Laut den Ergebnissen bevorzugen 65% der deutschen Trendsetter es, ihre Reisen eigenständig und ohne die Hilfe eines Reisebüros zu planen – ein deutlicher Ausdruck des Strebens nach Selbstbestimmung und individuellen Erlebnissen. Im Vergleich zu internationalen Reisenden (71%) legen allerdings nur 35% der Deutschen Wert darauf, im Urlaub möglichst wie die Einheimischen zu leben. Sie bleiben lieber authentisch und gestalten ihre Reiseerlebnisse nach den eigenen Wünschen. So ist es den Deutschen auch wichtiger als anderen Nationalitäten, die für sie schönsten Orte zu entdecken, anstatt die bekanntesten Sehenswürdigkeiten aufzusuchen.

Auch bei der Nutzung von Social Media unterscheiden sich die deutschen Urlauber:innen von globalen Reisenden: Während weltweit drei Viertel der Trendsetter es lieben, ihre Reiseerlebnisse online zu teilen, verlängert nur jede:r vierte Deutsche die privaten Urlaubserfahrungen auf digitalen Plattformen. Stattdessen steht hierzulande das unmittelbare persönliche Erleben im Vordergrund. Für die jüngere Generation Z bedeutet Reisen vor allem, Neues zu entdecken (63%) und sich selbst weiterzuentwickeln (45%), während deutsche Boomer ihren Fokus vorranging auf Entspannung (67%) und Vergnügen (52%) legen.

Ökologische Bedenken: Reisen trotz Umweltkosten

Trotz zunehmender globaler Krisen wie dem Klimawandel bleibt das Reisen für die Deutschen von zentraler Bedeutung – rund 60% der deutschen Trendsetter geben sogar an, dass sie das Fliegen niemals aufgeben würden, weil das Entdecken der Welt für sie zu wichtig ist. Gleichzeitig offenbart der Report, dass insbesondere die jüngeren Generationen ein wachsendes Bewusstsein für die ökologischen Auswirkungen des Reisens entwickeln. So fühlen sich 40% der hiesigen Gen Z und Millennials schuldig, wenn sie reisen, da sie die negativen Umweltauswirkungen anerkennen.

Doch auch in diesem Spannungsfeld zeigt sich schließlich das deutsche Streben nach Autonomie: Nur ein Drittel der Deutschen ist der Meinung, dass Reisen in Zukunft zum Schutz der Umwelt stärker reguliert werden sollte, wohingegen sich weltweit mehr als jede:r Zweite für solche Maßnahmen ausspricht. Auch zeigt sich die deutsche Ablehnung von Fremdbestimmung in einem weiteren, ethischen Aspekt: Noch wichtiger als Umweltbewusstsein ist hierzulande der Respekt für Menschenrechte. So würde jede:r zweite Gen Z-Befragte Marken boykottieren, die Reiseziele bewerben, in denen Menschenrechte missachtet werden.

Steigende Kosten und Inflation: eine Herausforderung für deutsche Reisende

Die Inflation und damit verbundene steigende Reisekosten beeinflussen das Reiseverhalten in Deutschland stark. Besonders die Generation Z (77%) fühlt sich durch die finanziellen Herausforderungen eingeschränkt. Viele deutsche Befragte empfinden es zudem als frustrierend, dass nachhaltige Reisemöglichkeiten wie Zugreisen oft teurer sind als umweltschädlichere Alternativen. In Deutschland zeigt sich eine besonders ausgeprägte Preissensibilität – nicht nur, da z.B. Zugreisen im Vergleich zu anderen Ländern oft teurer sind, sondern vor allem, weil für die deutschen Konsument:innen die Folgen der Inflation weiterhin deutlich spürbar bleiben. Die allgemeine Konsumstimmung ist eher gedämpft und viele Deutsche stellen sich die Frage, wie viel Umweltbewusstsein sie sich tatsächlich leisten können und wollen.

„3 von 5 der deutschen Befragten sehen Krisen wie Inflation und pressierende Klimaprobleme als Hindernis für ihre Reisepläne. Trotz dieser Herausforderungen bleibt das Reisen für deutsche Konsument:innen essenziell. Es ist eine komplexe Bedürfnismatrix, die nach Orientierung und zugeschnittenen Lösungsangeboten verlangt“, erklärt Sandra Onofri, Chief Strategy Officer bei Havas Germany. „Für Marken ist es entscheidend, nicht nur globale Konzepte zu entwickeln, sondern sie eng an lokale Märkte und ihre kulturellen Besonderheiten zu stricken. Dafür braucht es heute umso mehr die richtigen daten-basierten Insights und gleichermaßen Agenturpartner:innen, die die richtigen Fragen stellen.“

Über die Studie
Bereits seit 2004 führt Havas die Prosumer Studien durch und stellt wichtige Insights zur Verfügung. Prosumer sind trendbewusste Konsument:innen, die als Meinungsführende großen Einfluss auf ihr Umfeld nehmen. Was Prosumer heute tun, wird sich in Kürze im Mainstream durchsetzen. Die Studie „Travel & Tourism: Can We Still Roam a World on the Verge of Collapse?“ wurde von Havas erstellt und als Online-Befragung durch Market Probe International durchgeführt. An der Studie nahmen 14.355 Personen in 32 Ländern teil. Wenn Sie mehr über die Prosumer Studien erfahren möchten, besuchen Sie unsere internationale Website: https://www.havas.com/prosumer-reports/
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